Därinnerung an meinä Schulzeit in da Frahnichä Schul

Von Trude Stockhofe, geb. Friedrich — genannt Schermers-Trude

Van außn sieht mä ihr die 100 Johr noch gor net a, wenn mä bedenkt, wie vill Kinnä dou schö ei und ausganga senn. Mir Frahnichä woärn schö ümmä stolz auf unnärä Schul, denn a Bau mit an Törmla is bei uns a Prachtbau.


A weng annärscht is sä ja wie frühä, dou woar a Zau rüm, in da Mittn a schörnä altä Brunna mit ernä eisärna Pumbm drauf. Im linkn Dääl van da Schul und unterm Dach woärn die Lehräswohnungen. Rachts die klä Tür woär da Eigang zu die Klassnzimmä. Im Gartn links dänabä hots noch an Backstäbau gam, wu die Waschküchn un dös Kuählnlagä dinn woärn. Hintn dra woärn die Aborte für die Schülä. Ganz a erfachs Plumsklo mit ernä Huälztür und inna mit an Riechl, klassnweis für die Mädla und hintenrum fä die Junga. Eigerahmt wor die Schul mit Gemüs- und Blummagärtla, an gruäßn Eisntor und hintn am Sport­platz harn a poor Quagschtäsbaam gstanna.

Wie ich 1933 nei da Schul kumma bin, hou ich ruät gsahn, dou hot sä noch mit schörnä ruärta Backschtä, weiß väfucht, dort gstanna. Heit is a Putz dra, die Fanstäeirahmung is noch su wie damols. Bei da Schuleiführung ham mir aa a Zuckätütn gricht, untn dinna a bissäla merra Papier oddä Huälzwolln. Gfüllt woär sä mit Öpfl und wos Süßn und uäm drauf a Ball und noch mit an schön Schläfla zugäbundn. Mir ham net gemerkt, des unnärä Eltern die Zuckätütn gepackt ham, mir gläbtn noch, des die Zwerchla uns die schenkn. Es woär a sehr aufregendä Touch fä uns. Mir senn ja net nein Kinnägartn ganga und su wor die Schuleiführung wos ganz Neus und Wichtigs. Nouch a poor schöäna Worte van Fräulein Döring ham die Zwerchla uns werklich a Zuckätütn gebracht und a Mädla hot vä lautä Aufrechung zegor nei da Huäsn gemacht. A peinlicha Sach.

 

Unnä Schulranzn woär merra aus Papp als aus Lada und is noch aufghucklt worn. Ganz lustich azesahn woär dös Gebamml an da Seitn mit an ruätn Schwammla und an Toufllabbn. Oft genuch ham uns die frechn Junga dann Schwamm rougerissn, dou hots a lauta Schimpferei gam. Mir ham seimols noch Schiefätoufln und Schiefägriffln ghout, die Toufl mußt ümmä schö saubä und die Griffl und Bleistift schö aagschpitzt sei. Die Rachn- und Lasäbüchä senn meistens vam größern Schuljohr übägam worn, dävur hat mä die Iärslsuhrn ausgäbüchelt und manches Gägrietzl is wagradiert woärn.

 

Mir brauchtn nur 8 Johr nei da Schul ze genn und da gruäß Haufn hot nur 3 Schulzimmer und enn Tornsaal zur Verfüchung ghout. Ze verrt ham mer in dara langa Bank, mit eigälousna Tintnfouß, ganz brav drin ghockt. Die Gscheitn ham in da hintern Bank außn dra gsassn, die Dümmärn und Schwätzä weddä vorn und die ganz schwierichen'Kinnä vorn auf da Iäselsbänk.

 

Wenn die Lehrkraft früh nein Zimmä kumma is, senn mir aufgstanna und ham laut „gutn Morgen, Herr Lehrer" gsocht. Mir ham a Liedla gsunga, a Gebat gschprochn, kennä hot sich dra gstört, wenn a Kruzifix an da Wand ghengt hot.

 

Mir hottn an Jammer liehen Reschpekt und zegor Angst, denn a Lehrä und a Pfarrä wor a huacha Persönlichkeit. Wa amol zum Fräulein Döring nei da Wohnung mußt, is mit Herzklopfn vur da Tür stenna bliem und dürft mä nähä nei, hot mä die Schuh ausgezuächn. A kamäradschaftlichs „Du" gabs net, denn dös worn ja unnära Vorgsetzten. Hausdabbn mußtn mir damols noch nett mitbreng und in da Pausn gabs noch a zamgelechts Marmeladn- odä Labäwörschbruät und an Apfl. Es hot aa ke Schulmilich odä Naschärei gam, gschweig des a Beck mit Hörnla kumma is.

 

Erseht amoll senn jedn früh a Stund vur Schulbeginn die eisärna Üäfn oddä Kachlüäfn vom Gemähdienä Max Wölfert aagschüärt woärn. Sei Fraa, die Lina, hot nochmittouchs die Schulzimmä ausgekehrt. A poormoll im Johr senn die Fußbüädn eigeölt woärn. Jedä Woch hot a annärä Schülä „Schuldienst" ghout, Staabwischn, Blumagießn, Toufl saubämachn, Wassähuäln (Wasserleitung und Waschbecken gabs noch net). A erfachä Waschständä mit ernä rundn Schüssl, untn drin da Wassäkruch, wor da ganzä Komfort. Mancha Lehrer woärn starka Rachä; dann vuäln Aschnbechä und dann Spucknapf, die mußten mir aa ausleer.

 

Unnä Fräulein Döring wor sehr auf Sauberkeit bedacht. Hend und Fingänechl mußt mä hiehalt, ob sä ja räh senn, nei und hintä die Uährn hot sä geguckt und a Taschntuch mußt mä vürzeich. Die Nousnschreibä mußtn zum Docktä, die brauchtn a Brilln und wa net richtig ghört hot, da mußt seina „Löffl" gscheit ausputz lous, odä die dickn Zopf hintä die Uährn flacht. Ab und zu gabs a Laus. Mit ann Läuskaab senn dähemm die Hoor öftersch durchgekemmt und mit ernä Lüäsung gewaschn woärn. Die Frisur mußt ordentlich zsamgeraffelt sei, es durftn kenna Hoor neis Gsicht oddä übe die Aachn heng und nei die Zopf wor a Schläfla gebundn.

 

Unnä Schulkleidung wor meistns schlicht und erfach. Mir Mädla ham übern Ruäck und Pullovä noch a Schörzerla getrouchn, im Summa a Dirndl oddä Klädla. Die Junga festa Schnürstiefl, dicka Strumpf, korza Huäsn. Ganz weng ham langa Huäsn ghout, erseht zu da Konfirmation hots an Aazuch mit vielleicht an Hut gam. Unnä „Schulgewandla" mußtn mir dähäm auszieh, weils ja da ganz Woch rää sei sollt und nouchn Hausaufgammachen mußtn mir schö mit 12 Johrn in da Warkstött mitarbät. Arma Kinnä senn im Summa barweß geloffn, dös war a gsund. Senn mir Mädla mal neis Schwimmbad, ham mer erfach Schlüpfäla zum Boudn aaghout und is da Gummizuch gerissn, hots Fräulein Döring a Strickla rümgebundn.

 

Wenn obbä amoll da Fotograf zum Oumoln kumma is, dou senn mir prima rausgeputzt woärn, dös sieht mä aufn bild van 1933. In dann 8 Johrn, die mir nei da Schul ganga senn, ham mir 8 Lehrä hintäanannä ghout. Mancha woärn Hilfslehrä, weil mir ja nei die Kriechsjohr kumma senn. Die Lehrär hams a net leicht ghout, mir woärn zwar net su vorlaut, es gab kenna Klassnsprecher, kenn Eltern­beirat, obbä ee Lehrär mußt 3 Schuljohr in enn Klassnzimmer Unterricht. Woärn die Drittklässä mit Rechtschreim versorcht, ham die Zweitn gerachnt und mir Klenn ham ümmä die Uährn gschpitzt, wos die Gruäßn draham.

 

Noutn gabs erscht von 1-5, die 3 wor dou a Normalnotn. Dann von 1-4, dou wor die 3 a ungenüchnd. Spatä von 1-6, dou war die 3 a vollwerticha Normalleistung ohna Eischränkung. Im 7. Schuljohr gabs bei uns überhaupt ke Noutn, wachä Lehräwechsel und Unterrichtsverkürzung und Mangl an Unterlagen. Dou wunnert sich mei Maa, wenn ich souch: „Dös ham mir in da Schul net dra ghout." Im Zeugnisheft woär in dann 8 Johrn kee Beurteilung. Die schön Sprüchla, die ich bei meina Enkel su garn las, und die dann Lehrä su viel Kuöpfzäbrachn machn, ham bei uns gfahlt. Überhaupt gings damals noch net su gerächt nouch Punktn. Wa beim Lehrä gut gstanna hot, wa a Schlachtschüssl, a Wörschtla, a poor Eier oddä Zigärettn mit­gebracht hot, die ham schö manchmal a bessera Noutn gricht, a wenn sä dümmä woärn.

 

Da Lehrstoff wor noch erfachär, ke Englisch, Mathe, Chemie. Es gab noch a „weg" (minus), a „und" (plus), a „mal" und a „ist". Fleiß stand an da erschtn Stell und wa in Betrachn ke guta Notn ghout hat, da hot bei die Lehrär schwarz dougstanna. Religion ham die Lehrä gam und die hot mich, weil ich mich dafür interessiert hou, fä mei ganz Laam geprächt. Pfarrer Lochner hot uns im Konfirmandenunterricht noch viel eigätrechtert, daß mir heit noch an unnärn Glaubn festhaltn. Mit da deutschn Schprouch ham mir Frahnichä uns schö ummä schwa getan. Dös mir und mich tun mancha heit noch verwachsln. Is mä gor net aufs richtiga Wort kumma, hot mä zum Nachbä geluxt oddä sich gegenseitich Zettäla zugschuärm. Genau wie heit, mä däf sich nalt dabei net däwisch lous. Hots da Lehrä gemerkt, dou gabs a Strouf.

 

Nei de Eck stelln' 100 mal ouschreib „Ich darf nicht schwätzen" oada nouchsitzn. Dou hot mä sich vielleicht gschamt, und da Heämwach wor nouched übäm Zaun' auf Schleichwachla, rächt schwierich. Und „Bei aakumma hot mä gleich a poor hintä die Löffl gricht. Bei unnara Lehrä is aa oft die Hend ausgerutscht und die Handschrift wor dan noch lang im Gsecht ze sahn. Öftärsch gabs a noch Hibb mitn Rohrstackäla, endweddä auf da Hend oddä bei die Junga aufn Huäsnbuädn. Ganz schlaua ham sich hortich a Heft nei da Huäsn gschteckt. Wenn dös da Lehrä gemerkt hot, hot er noch a poor Schläch zugam. Dös Uährnlangziehn, Hoorzüäbln, ann Tatsch aufn Hinterkouäpf, wor fast jedn Touch dabei. Mancha Eltern ham sich drübä auf­gerecht, wenn die Kinnä dös hemma däziählt ham und senn ninter da Schul gerückt und ham dann Lehrä ihr Meinung gsocht. Spatä is in da Frahnichä Schul zegor amoll a Lehrä entlassn worn, weil a Mädla nouch ernä Uhrfeign an Gehörschoudn gricht hat. Su a öffentlicha Bestroufung wor sehr peinlich, denn die „liebn" Mitschülä ham danjenichn noch väöpfelt. Mir ham dou zwä ganz Schlaua in da Klass ghout, die ham dös Rohrstäckla vom Lehräpult raus, hams zäbrochn und nein Uäfn gschteckt. Als da Lehrä widda amoll su ann Lausichl versull wollt, woär dös Stackäla nerchends zu finna. Weils halt in jedä Klass su an Petzä gam hot, is die Sach rauskumma. Die zwä Übeltätä mußtn dann a neus Stackäela bsorch und senn dann am annän touch tüchtich ausgschwart woärn. Die zwä Stackäla ham zegor an Nama gricht, nämlich Max und Werner. A Mädla hot wachn ann Tintnflack a poor „Handhiebe" gricht, die zart Hend wor ganz dick aagschwolln. Aufklärungsunterricht übä Liebe, Sex und Geburt gabs bei uns noch net. Wa ann Brudä ghout hot, da hot gewißt, deß es zwäerla Menschn gibt, ansünstn is mä dumm gebliem, bis mä olt genuch wor. Mancha, die ölles gleich wiss wolltn, ham ihra „Lauschä" huächgstellt, wenn sich die gruäßn Leut übä Sex unterhaltn ham. Mir Mädla ham mitanannä heämlich getuschelt, wenn earna ihr „Geblüt" gricht hot. Wenn ich heit im Fernseh die gruäß Reklama sah, über hauchdünna Bindn und dägleichn, schüttl ich mein Kuäpf, es gibt halt nex mehr intims. Mir ham jeden Touch von 8-12 und zwä mol in da Woch nouchmittouchs Schul ghout. Sunnambds wor da „Staatsjugendtag" fä uns Jungmädla und Jungvolk. Lehrä Puff hot uns gut im Nationalsozialismus aufgeklärt und ougfroucht. A Mädla is amoll übä da Waschschüssl gedrückt und mit Wassä übergossn worn, weil sä net die Antwort übä da „Jugendtau­fe" gewißt hot. Spatä woärn mir „BDM-Mädla", die Junga „Hitler­jugend", ham ockerfarbiga Jackn mit Hakenkreuz und am Hols a schwarz Dreiecktuch mit brauna Ladäknuätn getrouchn. Es gab doumals ke „Guten Morgen" usw. mehr, mir mußtn mitn rachtn Arm ausgschtreckt mit „Heil Hitler" grüß.

 

Getornt ham Junga und Mädla getrennt im 4. Klassenzimmä. Meistens „Leibesübungen", Ball- und Sälspiele. Vä dann dickn Springsäl ham mir bsondersch Angst ghout, weil dös öftersch nan Kuäpf gschleudät worn is. Draußn aufn Sportplatz ham mir Treibäläs, Völkäball gschpielt, Hoch- und Weitschprung und Wettrenna gämacht. Die Junga ham noch Faust- und Fußball gschpielt. Jedes Johr am Turnfest könnt mä dann zeich, wie fit es mä is und die Bestn sen mit an Ächalaabkraz (Eichen­laubkranz) gekrönt worn.

 

Die schönn Schpaziergäng und Wanderungen im Huälz und in da Flur mit „Naturkundeaufklärungen" und die Schnitzel Jacht woärn sehr beliebt. Noch liebä woär uns dä Schulausfluch. Es ging dou net sehr weit, zum Beischpiel: Schloß Banz, Verzaheilichen, Coborchä Veste, Wald­friedensee und zegor nein Fichtlgebirch. Eär Elternteel dürft mit. Ich hous genossn, wenn mei Vadda mit is, da wor net su geizig und hot mer wos Süß käfft.

 

Noch su lusticha Stundn woärn im Huälz zum Bätzla (Kühla), Stackäla und schwarza Beer suchn. Unnä Fräulein Döring hot uns mit an Marmeladenbruärt belohnt. Gabs Stäkuähln, mußt mä sä aufschiebt. Zu Uärstärn hot die Lehrkraft a gruäß Nast untern Tisch gebaut gricht, dou woärn an Haufn Eier drin (Unnä vollbusichs Frl. Döring hot do net an Cholesterin gedacht!).

 

Da Höhepunkt im Johr wor dös Kinnäfest. Dös wor a ganz bsondersch schöärna Touch und mä hot gebatt und gfiebert, des fei ja die Sunn scheint und ke Rechn oddä Gewittä kümmt. Mir ham Girlandenbüächn aus Bluma gebundn, es gab a neus Kläd, neis Hoor is a Blumakranzla kumma und da lang Umzuch im Dorf mit Blasmusik wor selbstverständ­lich. Jedes Johr wor mitn Kinnäfest a annärä Wärtt dra und su wor a dös Fest ümmä auf erna annän Wiesn. Schpatä wors nur noch aufn Schportplatz hintä da Schul. Van da Canters-Stiftung hot a jeds Kind a Freimarken fä a Limo und erna Brotwörscht gricht. Jeda Klass hot zum Fest wochnlang Schpiele, Tänzla und Liedla eigelarnt und Muddä und Omma ham sich sehr gfräät, wenn ölles gut geklappt hot. Woärn die Vor­führungen verbei, hot mä sei Kraft im Wettkampf gezeicht. Beim Tauziehn, Sackhüpfn, Eierlauf hot der Siecher ann Bleistift, Radiergummi, Heftla oddä a Lineal gricht. Mit ann fröhlichn Tänzla is da schö Kinnafesttouch ausgeklunga.

 

Su hou ich noch die Därinnärung an die acht Johr in da Frahnichä Schul. Ich bin jeds Johr „versetzt" worn. Und wenn mancha a Klass zweemoll durchgemacht hom, es war zu ihrn ächna Nutzn und hot net gschoud. Es wor frühä su wie heit, jedä is fruha, wenn die Schulzeit rüm ist und mä hot werklich wos fürs Laam gälarnt.

Jetzt, wu mä olt is, jetzt was mäs, deß die Zeit in da Schul doch a schöärna Zeit wor.

 

Mit freundlicher Freigabe der Arbeitsgruppe ‚Spurensuche’ – Auszug aus den ‚Dorfgeschichten’ – Band 10 von 1996