Von 1896 bis 1996: Ein langer Schulweg in Frohnlach

Von Ulrike Scholz

Im Jahr 1895 ging für die Frohnlacher ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung: Ihr eigenes Schulhaus wurde erbaut und konnte im Jahr 1896 seiner Bestimmung übergeben werden. Mit Schuljahresbeginn, am 13. 4. 1896, fand die Einweihung des neuen Schulgebäudes statt. In diesem Bericht soll an Hand der Schulchronik die Entwicklung der Schule in den Hauptzügen dargestellt werden.

 

Die Kinder wurden zu der Zeit in den Fächern Religion, Lesen, Natur­kunde, Schreiben, Rechnen und Turnen unterrichtet. Im Klassenbuch war zum Beispiel am Montag, den 10. Mai 1897 eingetragen: In Religion wurde über das Thema „Der 12jährige Jesus im Tempel" gesprochen, in Naturkunde wurden die Jahreszeiten, speziell der Frühling in Wald und Wiese, behandelt. In Deutsch wurde die häusliche Niederschrift korri­giert. Geturnt wurde im Freien, und so findet sich oft der Eintrag im Klassenbuch: „Ungünstigen Wetter halbers fällt die Turnstunde aus." Auch Eintragungen über ungewöhnliche Ereignisse finden sich hier, z. B.: „Heute nahm ein Zigeunerkind (Reinhold Rose) in der Zeit von 7-9 Uhr am Unterricht teil."

 

Anfang dieses Jahrhunderts schrieb Lehrer Carl Bender in einer „Hei­matkunde" von Frohnlach auch über Sitten und Gebräuche. Es wurde damals den Erstklässlern, um ihnen den Schulanfang zu „versüßen", erzählt, daß die Zuckertüten, die sie bekamen, von einem Fuhrmann stammten, dessen Wagen umgefallen sei und der die herausgefallenen Tüten vergessen hätte.

 

Bei der Schulentlassung reichten alle Kinder nacheinander dem Lehrer die Hand und sagten: „Ich bedanke mich für den Unterricht und die große Mühe, die Sie mit mir gehabt haben, und sollte ich Ihnen etwas zuleide getan haben, so verzeihen Sie's mir".

 

Im Mai des Jahres 1923 kam es zu einem aufsehenerregenden Ereignis in der Frohnlacher Schule: Der damalige Schulleiter Böhm gehörte der SPD an, Lehrer Hofmann dagegen war Mitglied des Jungdeutschen Ordens. Nach der Rückkehr der SPD-Anhänger von der Maifeier in Coburg kam es zwischen den Anhängern der beiden Parteien zu einer derben Schlä­gerei. Es fiel die Aussage: „Es war ein Aufruhr wie im Kriege", und die beteiligten Frohnlacher wurden mit schweren Strafen wegen Haus- und Landfriedensbruches belegt.

 

Nach diesem Vorfall wurden alle drei Lehrkräfte, Hauptlehrer Böhm, Lehrer Hofmann und Lehrer Mechtold versetzt. Dafür kamen, teilweise zunächst als Vertretung, Schulamtsbewerber Wilhelm Ludwig, Lehrer Eberlein und die Hilfslehrerin Lina Ziegler.

 

Ab 1. 10. 1923 übernahm Lehrer Oskar Schilling aus Gossenberg die Leh­rerstelle von Wilhelm Ludwig, und für den versetzten Hauptlehrer Böhm kam Hilfslehrer Alfred Puff aus Coburg und löste den Vertretungslehrer Eberlein ab. Im Jahr 1924 wurde Oskar Schilling Schulleiter, und bis zum Jahr 1927 unterrichtete er die Oberklasse, Alfred Puff die Mittelklasse und Fräulein Ziegler die Unterklasse.

 

Nach dem Wechsel von Fräulein Ziegler zurück nach Kitzingen, trat Fräulein Marie Döring ihren Dienst in Frohnlach an. Bis 1936 hießen nun die drei Lehrkräfte Schilling, Puff, Döring.

 

Auf eigenen Wunsch wurde Lehrer Schilling am 16. 4. 1936 nach Neu­stadt bei Coburg versetzt, und die Gemeinde ließ ihn nur ungern schei­den. Danach kam zum 1. 7. 1936 Hilfslehrer Siegfried Gaeble nach Frohnlach. Zwischenzeitlich wurden 1937 Fräulein Döring zur Haupt­lehrerin und Herr Gaeble zum Lehrer ernannt. Alfred Puff wurde Hauptlehrer und Schulleiter, so daß das Lehrerkollegium nun bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aus Puff, Döring und Gaeble bestand.

 

In den Jahren 1923-1939 nahm die Bedeutung des Kinderfestes immer mehr zu. Dank der Canterschen Stiftung konnte von der Gemeinde stets ein Zuschuß zum Fest gegeben werden. Bis 1953 zog aus Dankbarkeit der Schulleiter mit einer Fahnenabordnung und einem Kranz zum Grab des Stifters, zu einem kurzen Gedenken. Das Kinderfest fand immer am 1. Sonntag im September statt und bei stets schönem Wetter.

 

Im Festzug des Jahres 1935 wurde zum Gedenken an das 40jährige Bestehen der Schule ein Kranz mit einer goldenen „40" mitgeführt. Die Schule veranstaltete Elternabende, die gut besucht waren und immer einen Zuschuß zum Einkauf von Lehrmitteln brachten, z. B. Nähmaschi­ne oder Episkop. Überhaupt standen an Lehrmitteln nur einige Land­karten, ein Globus, Anschauungsbilder, ein Barometer, Lese- und Rechenkarten zur Verfügung. Diese gingen jedoch während des Zweiten Weltkrieges durch die Fremdbelegungen der Klassenräume fast völlig verloren bzw. waren sehr in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Aus­sonderung „gefährlichen Schrifttums" im 3. Reich wurde auch die Schul­bücherei von 386 Bänden im Jahr 1923 auf ca. 90, teilweise stark zerlesene Büchlein dezimiert.

 

Das ursprüngliche Schulhaus hatte zwei Klassenzimmer und zwei Lehrer­wohnungen. Bereits in den Jahren 1912/1913 wurden zwei weitere Schul­säle in den Nordflügel gebaut. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wur­de der Bau eingestellt. Die dadurch fehlende Treppe am oberen Klassen­raum wurde erst im Jahr 1935 eingebaut. Danach wurde das Dachge­schoß zu einer Wohnung für die 3. Lehrkraft ausgebaut und Fräulein Dö­ring zog dort ein. Während der „treppenlosen" Zeit gingen die Kinder durch einen Türdurchbruch in das neue Klassenzimmer, damit es wenigstens als Turnsaal genutzt werden konnte.

 

Lehrer Schilling ließ im Vorraum der Schule einen großen Maschendrahtkäfig aufstellen, in dem sich vier Eichelhäher, zwei Nußhäher, ein Turm­falke und einige Zeit auch eine Elster und eine Saatkrähe befanden. Die Kinder sollen viel Freude beim Füttern der Tiere gehabt haben. Ab 1914 war die Schule dreiklassig. 1915 wurden „einzig und alleine zur Verfügung des jeweiligen 1. Lehrers" im Dachgeschoß noch 3 Räume ausgebaut.

 

Die Ausstattungen der Klassenzimmer sahen bis 1951 folgendermaßen aus: Alte viersitzige Bänke, Katheder auf Podesten, Schränke. Die beiden alten Klassenzimmer hatten Wand-Schwenktafeln, in allen drei Klassen waren einfache Ständertafeln vorhanden. 1933 wurden in den Räumen Wandtafeln aus Linoleum angebracht.

 

An das Schulhaus schloß sich nach Westen ein großer Obst-, Gemüse-und Grasgarten an. In dem Grasgarten konnten die Lehrer Ziegen halten. Nach der Zeit des Lehrers Schilling wurde ein guter Teil davon für den Sportplatzbau verwendet. An der Ecke des Aborthäuschens stand ein mächtiger Kirschbaum, der im strengen Winter 1929 erfroren ist. Im Nordteil des Schulhofes waren Turngeräte eingebaut, wie etwa Kletter­stangen. Außerdem gab es einen Barren mit einer Kokosmatte.

 

Im Jahr 1940 wurde die untere Klasse als „Ehrensaal" eingerichtet. Darin war ein großes Hitler-Bild, flankiert von Hakenkreuzfahnen aufgehängt. Die Wände schmückten Bilder von Gefallenen und Blumenstöcke auf Konsolen. Sonntags war der Raum für Besucher geöffnet. Dort fanden auch die Trauerfeiern für die Gefallenen statt, die Willi Friedrich hielt. Im Jahr 1945 wurde der Saal geräumt und 1948 wieder ein Klassen­zimmer eingerichtet.

 

In der Schule wurde 1942 auch ein Kindergarten einquartiert. Ein Schul­zimmer wurde mit kleinen Hockern und Tischen und einem Schrank für Spielsachen ausgestattet. Die Leitung des Kindergartens hatte Frieda Kirchner, später verehelichte Riz.

 

Ab 1943 kamen zunächst ausgebombte und evakuierte Menschen aus Hamburg, Berlin und Köln, später die Flüchtlinge aus Schlesien, Sude­tenland und Jugoslawien sowie zurückkommende Soldaten. Alle mußten eine Unterkunft finden. Vier Klassenzimmer wurden zu Massenunter­künften eingerichtet. Auch nach der Rückkehr der Evakuierten in ihre Heimatorte und dem Weiterziehen der Soldaten blieb Frohnlach von Flüchtlingen überfüllt, und so blieben die Klassenräume bis Oktober 1945 belegt. Fräulein Döring führte von 1939 bis 1945 die Schule. Die männlichen Lehrkräfte wurden nach und nach eingezogen, und es folgte ein schneller Wechsel von Aushilfskräften. Ab 1942 unterrichtete Fräulein Döring die Unterstufe für Frohnlach und Ebersdorf, die Lehrer Schmidt und Göhring in Ebersdorf die Mittel- und Oberstufe der beiden Dörfer. Der Unterricht wurde abwechselnd in Ebersdorf und Frohnlach erteilt.

 

Von Januar bis Ostern 1945 fand der Unterricht in den beiden Gast-Häusern statt: Die Jahrgänge 1-4 waren im Gasthaus Bülling untergebracht, die Jahrgänge 5-8 in der Gaststätte Kirchner. Der Unterricht konnte nur am Vormittag gehalten werden und auch nur, weil entgegen­kommenderweise die Gastwirte die Kohle zum Heizen der Räume liefer­ten. Da Fräulein Döring die einzige Lehrkraft war, fand der Unterricht umschichtig jeweils jeden 2. Tag statt. Von Ostern bis September 1945 folgte eine „lehrerlose Zeit", da alle Lehrkräfte aus politischen Gründen suspendiert wurden.

 

Am 25. 9. 1946 kamen Frau Kohout und Frau Warnatsch, am 1. 4. 1947 Lehrer Paul Lietz. Die Schülerzahl war schlagartig auf 196 im Jahr 1946 angewachsen. Im Herbst 1947 übernahmen dann Lehrer Bruno Glinka und seine Frau die Stellen der beiden Lehrerinnen. Im Schuljahr 1946/1947 gab es fünf Klassen mit drei Lehrern, im Schuljahr 1947/1948 waren es vier Klassen mit zwei Lehrern.

 

Wegen der Entnazifizierung war Fräulein Döring bis August 1948 vom Dienst enthoben. Lehrer Gaeble kam am 15. 10. 1949 in den Schuldienst zurück. Zwischenzeitlich mußte er sich anderweitig, z. B. in der Scha­motte Ebersdorf, seinen Lebensunterhalt verdienen. Lehrer Puff kam nicht wieder nach Frohnlach ins Amt.

Es wurden folgende Lehrkräfte — oft im schnellen Wechsel — eingesetzt: Marie Döring, Hans-Hermann Hüttinger, Dankmar Demmler, Bruno Glinka, Ewald Bomhard, Hartmut Stöhr, Helmut Katscher, Siegfried Gaeble. Für Handarbeit Maria Janko, Elisabeth Metzger. Für kath. Religion: Rudolf Potyra, Anna Glatzer, ev. Religion: Pfarrer König.

 

Ab dem Schuljahr 1948/1949 stabilisiert sich das Schulleben wieder. Es gibt jetzt vier Klassen mit vier Lehrern.

Im Jahr 1948 richtet die gewerbliche Berufsschule Coburg eine Klasse für Polsterer und Korbmacher ein. Der Unterricht findet zunächst nur am Nachmittag statt und wird von Ing. Oursin aus Coburg geleitet. 1949 richtet Fräulein Döring die landwirtschaftliche Berufsschule für Mäd­chen aus Frohnlach, Groß- und Kleingarnstadt in Frohnlach ein, die vor­her in Großgarnstadt gewesen war. Es gab wieder das erste Kinderfest nach dem Krieg, jedoch ohne den Zuschuß der Canterschen Stiftung, da das Vermögen durch die Währungsreform entwertet war. Das Motto lautete „Zirkus Bambini", und es war ein sehr fröhliches Fest. Es wird dann wieder der Höhepunkt jeden Schuljahres mit vielen unterschied­lichen Themen; eine Aufzählung würde den Rahmen des Berichtes sprengen.

 

1949 waren 181 Schülerinnen und Schüler in der Frohnlacher Schule. Nach und nach ziehen nun die Lehrkräfte in die für sie bestimmten Woh­nungen ein. Einige Zimmer sind jedoch immer noch „fremdbelegt". Das Kinderfest konnte in jenem Jahr wegen der spinalen Kinderlähmung in Nachbarorten nicht gefeiert werden. Dafür wurde zu Weihnachten 1949 ein Elternabend unter dem Motto „Großmutter erzählt" veranstaltet.

Es war der erste Elternabend seit vielen Jahren, der so gut besucht war, dass er an zwei Tagen einen vollen Saal brachte. Vom Erlös konnten ein •Diaskop angeschafft werden und einige Bücher für die Schülerbücherei. Die Schulausflüge gehen nach Neustadt-Mupperg und in die Fränkische Schweiz.

 

Ab dem Schuljahr 1950/1951 lehrt Lehrer Katscher in Frohnlach und führt gewissenhaft ab diesem Zeitpunkt die Schulchronik für jedes Schul­jahr nach dem gleichen Schema. Die sich wiederholenden Ereignisse, wie Schulausflüge, Veranstaltungen und statistischen Zahlen werden hier nur an Beispielen aufgeführt.

In diesem Schuljahr wird die Oberklasse renoviert und bekommt beweg­liches Gestühl und eine Schiebetafel. Der Schuleingang wird mit Platten ausgelegt, und der Schulgarten wird zu Gunsten des Sportplatzes um 5 qm verkleinert.

 

Ab dem Schuljahr 1951/1952 findet das Kinderfest immer am 2. Sonntag im Juli statt. Die Schülerzahl ist auf 142 Kinder gesunken, und die Schule wird wieder dreiklassig. Herr Hüttinger wird nach Scherneck versetzt, und der Englischunterricht, den er gegeben hat, entfällt wieder. Die Berufsschule übernimmt zeitweise Frau Wolf. Für 6500 DM wird die Schule renoviert, zwei Klassen erhalten festes Gestühl und ein alter „Gemeinschaftsempfangsapparat" wird mit einer Lautsprecheranlage für zwei Klassen ausgestattet und installiert. Die Schulausflüge führen nach Pommersfelden, auf den Kordigast und nach Küps in eine Por­zellanfabrik.

 

Am 29. 4. 1952 feierte Fräulein Döring ihr 25jähriges Dienst Jubiläum mit einer Feierstunde, und am 6. 5. 1952 wurde die Volksbücherei Frohnlach in der Oberklasse eröffnet. Die Klassen II und III besuchten eine Auf­führung von „Wilhelm Teil" im Hof der Veste Coburg, und ein Klassen­abend wurde veranstaltet. 1953 wird Lehrer Glinka auf eigenen Wunsch nach Sonnefeld versetzt, und es kam Lehramtsanwärter Hermann Zarth. Von den Spenden anläßlich des Elternabends wurde eine Werkzeugaus­rüstung angeschafft. Lehrer Katscher zimmerte aus den alten Viersitzer­bänken mit den Jungen Werkbänke, ein Werkzeugschrank wurde von einem Tischler gefertigt, und so konnte für die Jahrgänge 5-8 für die Jun­gen der Werkunterricht eingeführt werden. Handarbeitsunterricht gibt Fräulein Marie Satzke. Ab 1. 8. 1953 kam Lehrer Gerd Voß an die Schule.

 

Im Schuljahr 1953/1954 werden noch 93 Kinder unterrichtet, und das Bezirksschulamt Coburg erwägt, die Schule auf zweiklassig umzustellen. Es ist dazu in der Chronik vermerkt: „In Folge der stark sinkenden Schü­lerzahl wird vom Bez.-Schulamt Coburg erwogen, die Schule zweiklassig zu gestalten. Seit 1945 hat sich die Schülerzahl rund um die Hälfte dezi­miert. Der Hinweis auf eine später steigende Zahl läßt die Schule noch dreiklassig bleiben. Die Gründe für das starke Abnehmen der Zahl sind einmal die geburtenschwachen Jahrgänge 1944-1946, hier in unserem Ort aber auch die Abwanderungen der kinderreichen Flüchtlingsfamilien. Obwohl es Arbeit genug für sie gibt, werden sie entweder aus den Woh­nungen gedrängt oder brauchen größere Wohnräume für die heranwach­senden Kinder. Leider wird hier in Frohnlach so gut wie nichts für die Wohnraumbeschaffung durch soz. Hausbau getan. Bis zu diesem Jahr sind 11 Flüchtlingsfamilien mit 26 schulpflichtigen Kindern abgewandert; mit den noch nicht schulpflichtigen und entlassenen Kindern ergeben sich 36 Kinder bzw. Jugendliche: ein bedauerlicher Ausfall an Arbeits­kräften für unsere aufstrebende Industrie." Dies ist doch ein sehr auf­schlußreicher Kommentar!

 

Es wurde für die Mädchen der Volks- und Berufsschule eine Schulküche eingerichtet, da die gewerbliche Berufsschule nach Ebersdorf verlegt wur­de. Die Schulchronik enthält hier folgenden Vermerk: „Die Korbmacher­- und Polsterer-Klasse der gewerbl. Berufsschule Coburg wird von Frohn­lach in die alte Schule Ebersdorf verlegt. Damit wird der Raum für unsere Schulküche u. den Werkraum frei und es endet ein überaus unerquick­licher Zustand. Die unaufhörlichen Anstände mit den Berufsschülern (Beschädigungen der Einrichtungsgegenstände, Beschmutzung der Klas­se; Belästigung der Volksschulmädchen, Obstdiebstähle in den Lehrer­gärten usw.) haben das Zusammenleben mit der Berufsschule recht un­erquicklich gemacht." Dieser Eintrag ist auch im Hinblick auf die heutige Situation sehr interessant.

 

Der Werkraum wird weiter ausgebaut, die Wohnungen der Lehrkräfte Voß und Katscher werden zum Teil noch von anderen Mietern belegt. Das Lehrerkollegium setzt sich von 1953-1960 aus den Lehrkräften Döring, Voß und Katscher zusammen. Erwähnt soll hier auch noch wer­den, daß es üblich war, ja sogar gefordert wurde, daß sich die Lehrer auch ehrenamtlich in Vereinen und Institutionen einsetzten. Das Schuljahr 1954/1955 erreicht mit 91 Kindern den niedrigsten Schü­lerstand. Um den Wert der Anschaffungen darzustellen, der Text: „Es wurde ein schuleigenes Schmalfilm-Gerät angeschafft (Preis 1036 DM), davon 200 M aus Elternabend, 100 M vom Kreis, 200 M von der Gemein­de, 536 M von der Landesbildstelle.) Die Schule bekam Gasanschluß in die Wohnungen, in die Schulküche und in die Oberklasse. Die Schüler­bücherei konnte im Rahmen der Jugendbuchaktion auf 309 Bände er­weitert werden."

 

Im Schuljahr 1955/1956 besuchten wieder 110 Kinder die Schule, der Gemeinderat beschloß eine Rücklage von 10.000,— DM für einen Schul­erweiterungsbau. Ein Episkop von „Leitz" wurde für DM 310,— an­geschafft und von der Landesbildstelle mit 112,— DM bezuschußt. Schul­ausflüge werden in das Fichtelgebirge und den Frankenwald gemacht. Der Gemeinderat stockte im Schuljahr 1956/1957 die Rücklage für den Schulerweiterungsbau auf 42.000,— DM auf und gab die Baupläne der Regierung zur Genehmigung und Bezuschussung. Die Schulbücherei wurde auf 343 Bände aufgestockt, und es wurden weitere Einrichtungs­gegenstände und Lehrmittel angeschafft. Die alten eisernen Öfen rauch­ten und stanken und verschmutzten die Wände der Klassenräume. In Klasse III war der Zustand direkt gesundheitsschädlich. Das Kinderfest und die Sportwettkämpfe mußten wegen der bedrohlichen Ausbreitung der spinalen Kinderlähmung ausfallen, da in Großgarnstadt bereits ein Fall aufgetreten war.

 

Im Laufe des Schuljahres 1957/1958 wurde der Staatszuschuß für den Schulerweiterungsbau bewilligt und am 16. 7. 1958 mit den Bauarbeiten begonnen. Es wurden deshalb keine größeren Anschaffungen mehr ge­tätigt, jedoch eine Ausstellung von Hand- und Werkarbeiten und Sport­wettkämpfe durchgeführt. Ebenso wurden verschiedene Veranstaltungen, wie Konzerte, Lichtbildervorträge, Kaspertheater, Glasbläservorführun­gen etc., besucht.

 

Das Schuljahr 1958/1959 bringt laut der Schulchronik folgendes: „Der am 16. 7. 1958 begonnene Schulerweiterungsbau wurde im Rohbau fer­tiggestellt. Der Baumeister mit dem billigsten Kostenanschlag (Klein, Ebersdorf) erwies sich wohl nicht als der Beste, denn der Bau zog sich endlos lang hin. Meist sah man nur ein paar Hilfsarbeiter und den Bau­meister. Mauern wurden errichtet und z. T. wieder abgestemmt. Aber schließlich kam es doch am 25. 9. 1958 zum Richtfest, das in der üblichen Weise im Beisein des stellv. Landrats Reißenweber gefeiert wurde. Archi­tekt Holzheid, Ebersdorf, hatte die Pläne erstellt. — Im Schulaltbau wur­de in dieser Zeit eine Ölheizung eingebaut (Söhnlein, Coburg) und am 25. 10. 1958 in Betrieb genommen. Nach manchen „Kinderkrankheiten" bewährte sich die Anlage und erlöste Kinder und Lehrer von der früheren Rauchschluckerei. — Am 4. 3. 1959 erhielten die Schulräume fließendes Wasser über eingebauten Waschbecken (Fa. Eckstein, Coburg), die Schul­küche bekam dazu noch ein Abspülbecken. Der Werkraum wird mit 6 Gruppentischen und 30 Stühlen und 2 Arbeitstischen möbliert. Außer­dem erhielt er eine Verdunklungsanlage (308,— M). Die Möbel für den noch nicht fertigen Büchereiraum wurden bereits beschafft: Wandregale, Tisch, Stühle, Schreibtisch, Lampen, Gardinen (1635 M). Für die Aus­stattung des Büchereiraums geben Staat, Bund, Kreis an Zuschüssen 2905 DM (incl. Buchkauf). Die Schulbücherei wird um 146 Bände vergrößert und enthält jetzt 532 Bücher. Ein Bilderwerk für Geschichte (91 M) wird angeschafft. Im Altbau wird im Zuge des Neubaus noch ein Sportgeräte­raum geschaffen, der eine dringende Notwendigkeit befriedigt. Der ge­samte Altbau wurde nach Fertigstellung der Heizung und Wasserleitung neu getüncht, Türen und Fenster wurden gestrichen (Alb. Thomä, Frohn-lach)." Dieser Eintrag gibt einen guten Aufschluß über die Baumaß­nahme und die beteiligten Handwerker.

 

Ab dem Schuljahr 1959/1960 wurde die landwirtschaftliche Berufsschule von einer hauptamtlichen Lehrerin, Frau Bock aus Coburg, geführt. Die Schülerzahl beträgt jetzt wieder 122 Kinder. Die Chronik erzählt: „Am 1. 5. 1960 kann der Schulerweiterungsbau feierlich eingeweiht werden. Er enthält die Erfüllung mancher seit Jahren gehegter Wünsche der Lehrer­schaft und der Kinder. Im Erweiterungsbau befinden sich: Klassenraum, l Lehrmittelzimmer, l Büchereiraum (zugleich Lehrerzimmer), Schüler­aborte, und im Keller Brause- und Wannenbäder, l Keller für eine Lehrer­wohnung, l Raum für eine Waschküche (noch nicht eingerichtet, evtl. auch als Kokskeller vorgesehen), die Räume u. Anlagen für die Ölheizung u. elektr. Wasserversorgung. Ein neuer Brunnen versorgt die Schule mit einwandfreiem Trinkwasser. Im Flur des Neubaus wurde ein Trink-Springbrunnen eingerichtet. Der Anbau enthält auch eine geräumige Pausenhalle. Vor dem Schulhaus wurde ein Vorgarten angelegt, bepflanzt u. mit einer Mauer das Erdreich abgestützt. Für diese Anlage wurden 5 alte Linden gefällt. Im Oktober 1959 erhielten die 3 Lehrerwohnungen 3 Badestuben und die Küchen Wasserleitung und Abspülbecken. Durch Zubau einer Nische auf der Rückseite des Schulhauses wurden die Räume für die Badestuben gewonnen. Endlich wurde mit diesen Einrichtungen ein quälender Zustand bei den Wohnungen beseitigt, deren Inhaber bis­her das Wasser aus einer oft defekten Pumpe vor dem Hause heranholen mußten.

Die neue Schulklasse wird mit modernen Einrichtungsgegenständen aus­gestattet. Der Büchereiraum erhält die letzten Möbel u. kann eröffnet werden. Er zählt zu den schönsten Räumen dieser Art im Landkreis Coburg und ist die dritte Volksbücherei mit eigenem Zimmer. Zur Aus­stattung u. Bücherbeschaffung geben Kreis, Bezirk, Land und Bund weitere 1480 M. Buchbestand der Schülerbücherei 595 Bde. Fürs Lehrmit-telzimmer wurde eine Bildertruhe, ein Lehrmittelschrank u. eine Aufhän­gevorrichtung für Karten u. Rollbilder beschafft." Die Firma Walter Kirchner spendete drei Plastiksessel und die Fa. Willi Schillig eine Gar­derobe für die neue Bücherei.

 

Hauptlehrer Helmut Katscher, der diese Schulchronik bis Ablauf des Schuljahres 1959/1960 geführt hat, wird mit Wirkung vom 1. 8. 1960 auf eigenen Wunsch nach Coburg versetzt und erhält dort nach Ernennung zum Rektor die Schulleitung der Jean-Paul-Schule am 1. 10. 1960. Mit dem Ende der Eintragungen in die Schulchronik endet auch der Bericht über die Frohnlacher Schule.

 

Nachtrag:

In den folgenden Jahren treten wieder Änderungen im Schulleben auf. Aus den beiden Nachbarorten Ebersdorf und Frohnlach ist eine Groß­gemeinde geworden, und ein guter Teil der Frohnlacher Schüler geht wie­der — wie schon vor dem Bau des Schulhauses Frohnlach — nach Ebers­dorf in die Schule. Seit einigen Jahren sind im Schulanbau von 1960 und in einem unteren Klassenraum zwei Kindergartengruppen untergebracht, und drei Grundschulklassen erhalten hier momentan noch Unterricht. Man strebt die „Einhäusigkeit" der Schule in Ebersdorf an, das Frohn­lacher Schulhaus wird dann „aufgelassen". Aber noch verhindern dies geburtenstarke Jahrgänge, so daß auch im Jubiläums-Schuljahr 1996/1997 wieder Schulkinder das alte Schulhaus bevölkern.