Der dreisigjähige Krieg und seine Auswirkungen auf Frohnlach und die Region

 

 

Die Frage ob denn der dreißigjährige Krieg Auswirkungen auf unseren Heimatort hatte, muss mit einem deutlichen „Ja, leider“ beantwortet werden.

Warum das so ist versuche ich im folgenden Artikel zu erläutern.

 

Ein wenig ausholen muss man um die Zusammenhänge verstehen zu können:

Dieser Glaubenskrieg war nicht nur für die gesamte Region, sondern für ganz Europa ein Drama einzigartigen Ausmaßes. Gut 100 Jahre nach der Reformation durch Martin Luther brach schließlich in Prag durch den berühmten ‚Prager Fenstersturz’ zunächst ein Konfessionskrieg aus, der in eine paneuropäische Auseinandersetzung der damaligen Weltmächte Spanien, Frankreich, Schweden, sowie dem deutschen Kaiser mündete, der eine Verwüstung hinterließ, die an Dimension kaum vorstellbar ist. 

                                                                                                                                                                                            

Vorwiegend ging es dabei um Macht und Einfluß. Die erzkatholischen Franzosen verbündeten sich mit den protestantischen Schweden, der papstgetreue Deutsche Kaiser mit den lutherischen Kursachsen. Ein Wirrwarr von Verbündungen und Hass. Alles nur um den eigenen Einfluss zu behaupten oder gar zu vergrößern. Die Niederländer nutzen dieses Wirrwarr um sich aus der Unterdrückung der Spanier zu befreien, die Schweden stritten gegen die Dänen um die Herrschaft im Ostseeraum.

Da die meisten Kriegshandlungen auf deutschem Boden ausgetragen wurden spricht man auch vom ‚Teutschen Krieg’.

 

Die Brutalität der Heeresführer und Soldaten prägten diesen Krieg. Die Strategen aller Parteien setzten scheinbar einzig auf die Politik der ‚verbrannten Erde’: Plünderungen, Einäscherungen in jahrzehntelangen Kriegszügen hinterließen ihre Spuren in ganz Europa.

Vier Millionen Menschen wurden direkt oder indirekt umgebracht, denn Hunger und Seuchen begleiteten das Kriegstreiben.

 

Situation in der Pflege Coburgs:

Im Raum Coburg – Kronach wütete der Krieg in einem Umfang und Brutalität, welche nur als Spiegelbild dieses riesigen Territorialkriegs bezeichnet werden muss.
Bis heute sind die Coburger und die Kronacher keine Freunde mehr geworden! Diese Abneigung stammt einzig aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges!

 

Vorgeschichte Coburgs:

Die Pflege Coburgs war durch die wettinische Teilung im Jahr 1485 an die ernestinisch-kurfürstliche Linie des Hauses Sachsen gefallen. Nach weiteren Teilungen wurde das Land zusammen mit thüringischen Gebieten in Jahr 1572 den noch minderjährigen Söhnen des unglücklichen Herzogs Johann Friedrich des Mittleren zugesprochen. Bis zur Mündigkeitserklärung der beiden Söhne Johann Casimir und Johann Ernst im Jahr 1586 lies ihr Vormund, der Kurfürst von Sachsen, das Land von einem Stadthalter verwalten. Von 1586 regierten die beiden Brüder die thüringischen und die coburgischen Lande gemeinsam. Nach dem im Jahr 1596 angestrebten Teilungsvertrag fielen die thüringischen Besitzungen an Johann Ernst, die Pflege Coburg (mit den Ämtern Coburg mit den Gerichten Lauter, Rodach und Gestungshausen, Heldburg mit Gericht Hildburghausen, Römhild, Eisfeld, Schalkau, Sonneberg, Neustadt, Neuhaus, Mönchröden und Sonnefeld) an Johann Casimir. Damit wurde das Coburger Land, das bis dahin nur von „Pflegern“ oder Stadthaltern verwaltet worden war, selbstständiges Fürstentum mit Coburg als Residenzstadt.

 

Die Belagerung der Veste Coburgs durch Wallenstein:

 

 

Konkrete Auswirkungen auf Frohnlach

Quelle der folgenden Zahlen ist das Buch ‚Die Wirkungen des dreißigjährigen Krieges in der Pflege Coburgs’ von Walter Dietze.

 

Die Zeit vor dem 30 jährigen Krieg, dient dem Vergleich der späteren Zahlen:

Mannschaft im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

1508

25

1555

37

1588

43

1599

42

1618

45

Zunahme von
1508 - 1618

80%

(Seite 36)

 

Die Mannschaftsstärke während der Kriegszeiten:

Mannschaft im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

1618

45

1638

13

1650

14

Abnahme von
1618 – 1650

69%

(Seite 62)

 

Häuser im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

1618

45

1630

14

1638

43

1650

14

Abnahme an Zahl

31

Abnahme von
1618 – 1650

69%

(Seite 92)

 

… nahm die Zerstörung und Verödung von Gebäuden noch gesteigerten Fortgang. Für das Amt Sonnefeld besitzen wir die Angaben der allein im Jahr 1638 mutwillig von Soldatenhaufen angezündeten Häuser. In Bieberbach wurden 6 Häuser, in Ebersdorf b. Coburg 5, in Frohnlach 14, in Hoffstetten 10, in Leutendorf , in Trübenbach 1 und in Weidhausen b. Coburg 34 Häuser eingeäschert. (Seite 95)

 

… und im Jahr 1639 wurden „im Amt Sonnefeld ein Mühl mit 2 Gängen von den Cronachern abgebrannt“ … (Seite 80) (Anmerkung der Redaktion: War das unsere Alte Dürrmühle?)

 

Anbauflächen im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

Gesamtanbaufläche in Tagwerk

218

davon bewirtschaftet in Winter- und Sommersaat

2-3

(Seite 104)

 

Bebaute Güter im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

Bebaute Güter 1618

19

Bebaute Seldengüter 1618

18

Insgesamt wüste Güter 1638

4

Besamt in Simmer 1638

16

(Seite 113)

 

Güter im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

 

1618

1650

Güter

19

5

davon Frongüter

19

5

Seldengüter

18

7

Wüste Güter in %

-

74

Wüste Selden in %

-

61

Wüstes Feld in %

-

¾

Wüste Wiesen in %

-

¾

(Seite 127)

 

Viehwirtschaft im Amt Sonnefeld

FROHNLACH

1630

1638

1647

Pferde

Ochsen

Rinder

Schafe

Pferde

Ochsen

Rinder

Ochsen

16

16

150

-

-

2

-

8

(Seite 140)

 

 

 

 

 

Die Quellen aus denen ich die o.g. Informationen bezog:

1) Das Buch von Walter Dietze ‚Die Wirkungen des dreißigjährigen Krieges in der Pflege Coburg’ von 1941

 

2) GEO Epoche Ausgabe ‚DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG’

 

© Jochen Kirchner, Januar 2009