Auszug
aus den Dorfgeschichten Band 3 von 1989
Von Ulrike Scholz
Wir befinden uns am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Wir wandern nach Frohnlach und schauen uns hier nach
Teichen um.
Hier gibt es den Feuerlöschteich am „Weiher“.
Heute steht dort eine Fabrikhalle, in der jahrelang die Firma Knorr fertigte.
Er war beliebt bei den Kindern im Winter, da wurde früher „gezüscht“
und jetzt Schlittschuh gelaufen. Im 2. Weltkrieg mußten
die Frauen dann für Notfälle einen zweiten Feuerlöschteich hinter dem Völker (heute Röthenbachstraße) ausheben. Er wurde dann
einige Zeit nach dem Krieg wieder zugeschüttet.
Wir fragen einen alten Frohnlacher
nach anderen Teichen. „Unnera
Teich liechn außerhalb, do müßter
schö a bissla laaf.“
Also laufen wir Richtung Eichgrund, biegen
jedoch nach links Richtung Garnstadt in den Wald ein und kommen zum „Stäbruuch“, dessen Teich man auch den „Schwarzen-„ oder
„Katzenteich“ nennt. Hier soll man weder Gänse gebadet noch Eis gebrochen,
aber Katzen versenkt haben.
Hier weiß man zu berichten, daß
in der Nähe auf der „Waldrod“ (heute auch
Fliegerwiese) im 2. Weltkrieg wegen Vereisung ein Militärflugzeug abgestürzt
ist. Es war kurz vor Weihnachten und es fand sich noch Kinderspielzeug in den
Trümmern. Der Pilot fand den Tod.
Wir wenden uns nun nach rechts und gehen zurück
in den Eichgrund. Wir kehren in den Ort zurück, durchqueren ihn und erklimmen
den „Roten Bühl“. Nach rechts liegt die weite Flur bis Ebersdorf vor uns und
gleich unter uns in einem Einschnitt zwischen zwei Feldern liegt ein kleines,
romantisches Gewässer am „Lenzensbrünnla“.
Von der Höhe sehen wir den „Wertsteich“ im Grund
am Waldrand vor uns liegen. Heute ist dort das Waldstadion des VfL Frohnlach. Hier baden die Leute aus dem Oberdorf ihre
Gänse, und wehe, es kam einer vom Unterdorf, die hatten an ihren Stellen zu
bleiben! Eigentlich sind es ja zwei Teiche: Der obere - Richtung Ebersdorf-
durch einen schmalen Damm getrennte, ist der „Walschlesteich“
(er gehörte der Familie von Willi Welsch) und ist verschilft. Der andere ist
der „Wertsteich“ und gehörte der Gemeinde. Die „Werts“ vom „Goldenen Adler“
(Familie Bülling) hatten ihn gepachtet und Fische
eingesetzt. Als sie einmal abfischen wollten und über Nacht das Wasser
abließen, damit die Fische in eine tiefe Stelle im Teich schwimmen sollten,
fanden sie am nächsten Morgen nur noch 5-6 Fische: Nachts waren schon andere
fleißige Fischer am Werk gewesen! Der Teich war dann später ausgetrocknet und
zu einem unebenen, teilweise sumpfigen Gelände geworden. Das üppig wuchernde
saure Gras wollte kein Stallhase fressen, doch fand es mancherlei Verwendung.
Findige Korbmacher trockneten es und polsterten damit ihre Truhendeckel. Auch Stuhlsitze
sollen diesen Afrique-Ersatz „in sich gehabt haben“.
Zur Viehstreu war es bedingt geeignet. Für Kinder war das Gelände jedoch eine
Fundgrube für Wildblumen, „Totschläger“ (Kalmus) und
Kleingetier. Als es zum willkürlichen Schuttabladeplatz wurde, war es um die
Natürlichkeit geschehen. In dem Grund hatten nach dem 2. Weltkrieg
Heimatvertriebene ihre Gärtchen.
Wir wenden uns wiederum dem Dorf zu und gehen
Richtung Sonnefeld zum größten Teich, dem „Mühlteich“ bei der jahrhundertealten
„Dürrmühle“. An seinem Süd-Ost-Ufer befindet sich das nahezu unbekannte „Napoleons-Brünnla“. Damals wie heute war der Mühlteich ein
beliebter Schlittschuhteich. Im Grund des Mühlenbaches gehen wir zurück und
kommen ans „Pförtla“. Das ist der Teich, oder besser
gesagt: eine Verbreiterung im Mühlgraben, in dem die Bergler
ihre Gänse baden.
Ein Stück weiter den Bach entlang, am „Feldschrak“, der früheren Grenze zwischen Coburger und Marktgraitzer Gebiet, hören wir wieder Gänse und Kinder um
die Wette schnattern. Auch hier ist es kein ausgehobener Teich, sondern nur eine
Verbreiterung und Vertiefung des Grabens. Die Furt geht durch das Wasser, und
für die Fußgänger gibt es einen Steg. Hierher kommen die Unterdörfler mit Ihren
Gänsen.
Hoppla! Die Gegend, den Platz kennen wir doch? Wir
reiben uns die Augen, denn vor uns liegt der Schönungsteich der neuen
Kläranlage. Baden da nicht Gänse? Ach nein, es sind zwei Schwäne, die
majestätisch ihre Runden drehen. Wir sind wieder zurück in der heutigen Zeit.
Haben wir alles nur geträumt? Nein, nein, genauso ist es in den 30er Jahren
gewesen.
Einige Teiche sind verschwunden. Die Neuzeit
hielt Einzug. Durch das Kunsteis wurden keine
Eisteiche für Brauereien mehr benötigt. Ganz abgesehen davon, daß bei den letzten milden Wintern wahrscheinlich gar
keines zu schlagen gewesen wäre. Gänse werden kaum mehr gehalten. Man kann sich
jetzt jederzeit eine „Importgans“ leisten, und Federn für Betten werden auch
nicht mehr gebraucht. Das Löschwasser lagert heute in unterirdischen Bassins.
Und eine Bundesstraße war allemal wichtiger als ein „Gens- und Kinnerbodteich“.
Wandern wir heute durch die Frohnlacher
Flur, werden wir einige der beschriebenen Teiche wieder finden. Für die
verschwundenen Teiche sind an anderen Stellen neue Fischteiche entstanden. Die
Vielfalt der Nutzung ist heute jedoch nicht mehr so gegeben.
Mit freundlicher
Genehmigung der Arbeitsgruppe ‚Spurensuche’ Auszug aus Dorfgeschichten – Band 3
von 1989