Arno Rüger —
34 Jahre im Dienste der Gemeinde Frohnlach
Er verkörperte über drei Jahrzehnte die
Gemeindeverwaltung Frohnlach schlechthin — der „Rügers-Arno“! Verwaltungsangestellter,
Gemeindekassier, Standesbeamter, Chronist usw. — es gab keinen Vorgang, der im
Rathaus der ehemals selbständigen Gemeinde Frohnlach
nicht über seinen Schreibtisch gegangen wäre. Stets aufgeschlossen gegenüber
allen Belangen der Bevölkerung, war Arno Rüger in
dieser langen Zeit zu einer „Institution" in Frohnlach
geworden, ja, er war die „Seele" in der Verwaltung seiner Heimatgemeinde.
Arno Rüger, ein
„waschechter Franicher", wurde am 5. 9. 1919 als
Sohn des Korbmachers Max Rüger und seiner Ehefrau
Anna geb. Friedrich, in Frohnlach, Hs.-Nr. 92 (später Bahnhofstraße 8 - jetzt Göritzenstr. 8) geboren. Hier wuchs er auch mit seiner
jüngeren Schwester Gerda (jetzt verheiratete Volk, Neugasse 4) auf.
Die Eltern betrieben eine kleine
Landwirtschaft und fertigten, wie damals in vielen Familien üblich, Körbe und
Wäschetruhen in Heimarbeit an.
Arno Rüger
besuchte zunächst die Volksschule seines Heimatortes und wechselte später an
das Gymnasium Ernestinum nach Coburg. Hier konnte er
jedoch nur zwei Klassen besuchen, da der finanzielle Aufwand für die Familie
zu groß war.
Am 25. 3. 1934 wurde er in der Ebersdorfer Kirche von Pfarrer Lochner konfirmiert.
Nach seiner
Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Steinmetz bei der Firma Granit- und
Marmorwerke Schmutzler in Coburg und erlernte
anschließend in Wunsiedel die verschiedenen Schriftbilder für Grabsteine. Dies
kam ihm später bei seiner Tätigkeit in der Frohnlacher
Verwaltung zugute, denn viele Urkunden für dienstliche und private Zwecke
wurden von ihm kunstvoll gestaltet.
Im Jahre 1939 verlobte er sich mit der
Packerin Martha Ehrlicher, sie stammt aus dem Haus Nr. 104 (jetzt
Ehrlicherstraße 11) und ist die Tochter der Korbmacherseheleute
Georg Max Ehrlicher und Johanna geb. Schillig.
(Bild links: In Wunsiedel absolvierte Arno Rüger
(erster v.r.) eine Zusatzausbildung für den Beruf
eines
Steinmetzes in Zier-Schriftarten)
Das Schicksal nahm nun seinen Lauf — und es
hielt für Arno Rüger ein schweres Los bereit!
1938 leistete er seinen
Reichsarbeitsdienst ab und wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als einer
der ersten Wehrpflichtigen aus Frohnlach im Oktober
1939 eingezogen. Nach einer Schnellausbildung beim Infanterie-Regiment 95 in
Coburg nahm er am Polen- und Frankreichfeldzug teil. Anschließend kam er nach Rußland, wo ihn genau an Weihnachten 1941 ein harter
Schicksalsschlag ereilte.
50 Kilometer vor Moskau wurde er durch einen Granatsplitter schwer verletzt, sofort mußte ihm im Feldlazarett ein Bein bis zum Oberschenkel amputiert werden.
Damit aber nicht genug. Sofort nach der Operation erfolgte ein neuer
schwerer feindlicher Luftangriff, und seine gesamte Kompanie mußte die Flucht ergreifen. Arno Rüger
hat nie vergessen, daß ihn sein Kamerad Walter Höcherich (späterer Bürgermeister von Grub a. Forst) als
Frischoperierten auf einen Schlitten gebunden und mit zurück genommen hat. Es war
damals ein besonders harter Winter in Rußland
gewesen, und durch die eisige Kälte ist dem Verletzten während des Rückzuges auch der
gesunde Fuß erfroren und mußte in Warschau abgenommen werden.
Aber auch jetzt nahm das Leiden noch kein Ende. Er verbrachte nahezu noch ein
ganzes Jahr in Lazaretten in Schmalkalden, Fulda und zuletzt in Coburg, wobei
er noch mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen mußte,
letztlich mit dem traurigen Ergebnis, daß auch das zweite
Bein unterhalb des Knies amputiert werden musste.
Am 16. 1. 1945 heiratete er seine Verlobte Martha Ehrlicher, die ihm auch während seines
schwierigen Genesungsprozesses immer zur Seite gestanden war und ihm die Kraft und den Mut zum Weiterleben
gab. Im Mai
1944 wurde die Tochter Karin, jetzt verheiratete Kirchner, geboren.
Nachdem aufgrund seiner schweren Erkrankung
keine Aussicht mehr bestand,
seinen ihm lieb gewordenen Beruf weiter auszuüben, wurde ihm zunächst eine Umschulung als Bauingenieur
genehmigt, doch die Bauschule in
Coburg schloß ihre Pforten, so daß
ihm auch dieser Berufsweg verwehrt
war.
Am 1. 5. 1943
schließlich wurde er als Angestellter des öffentlichen Dienstes der Gemeinde
Frohnlach übernommen, zunächst als Gemeindeschreiber und dann
ab 1. 6. 1943 als Gemeindekassier und schließlich am 30. 9. 1943 auch als
Standesbeamter. Vom ersten Tag seines Wirkens in Frohnlach hat
sich Arno Rüger in gewissenhafter und pflichtbewusster
Arbeit um die Gemeinde verdient gemacht. Zu Beginn seiner Tätigkeit waren es
die Bezugsscheine und Lebensmittelkarten, mit deren Verteilung er seine liebe
Mühe hatte. 1943 kamen die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten des Deutschen
Reiches ins
Dorf, Arno Rüger musste für ihre Unterbringung
sorgen. Der Schulerweiterungsbau, das Feuerwehrgerätehaus, der Straßenbau und
vieles mehr
wurden mit seinen Planungs- und Finanzierungskenntnissen verwirklicht. Er war Kassier und
Schriftführer des Abwasserzweckverbandes Ebersdorf-Frohnlach und fertigte die
Niederschriften von den Frohnlacher Gemeinderatssitzungen.
Als Vorstandsmitglied war er im VdK-Ortsverband tätig, wirkte einige Jahre im
Kirchenvorstand und war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Frohnlach und des Brieftaubenvereins.
(Bild: Arno Rüger war schon die rechte Hand des von 1946 bis 1964
amtierenden
Frohnlacher Bürgermeisters Willy Martin - rechts)
Ein besonderes
Interesse jedoch besaß Arno Rüger für Schriften. Es
gibt kaum eine verliehene Urkunde in den Frohnlacher Häusern, die er nicht gefertigt hat. Darüber hinaus hat er als Archivar der Gemeinde manches Dokument aus dem Coburger Staatsarchiv herausgefischt und damit die wertvolle Chronik seiner Heimatgemeinde erstellt. Er liebte es, in
seiner Freizeit Formen anzufertigen und dann Figuren zu gießen, von denen noch manche heute in Frohnlacher
Gärten stehen. Auch das Schnitzen von Holzfiguren und Weihnachtskrippen gehörte zu seinen Hobbys.
So war Arno Rüger
stets ein überaus aktiver Mensch gewesen, der sich dadurch auch von seinen
Schmerzen ablenken wollte, die ihn oft sehr geplagt haben.
Für seine Frohnlacher war er stets Ansprechpartner, guter Freund und
Helfer, insbesondere auf den Gebieten Renten- und Sozialleistungen. Sein
Markenzeichen war die Zigarre, die bei ihm nie ausging und deren Rauchschwaden
stets durch das Rathaus zogen. Er kannte weder Arbeitsende noch Dienstschluss
und hatte sich auch zu Hause ein Büro eingerichtet. Alle wussten, beim Arno
kam man auch abends oder am Wochenende noch an, und so hat manches Brautpaar in
seiner Wohnung das Aufgebot bestellt, so dass keine Arbeitszeit versäumt werden
musste.
(Bild: Frohnlachs letzter
Bürgermeister Erwin Friedrich (rechts) würdigt
die Verdienste von Arno Rüger um Gemeinde und Bürgerschaft)
Im Jahre 1976 erlitt Arno Rüger
einen Schlaganfall, war zunächst halbseitig gelähmt und dann an den Rollstuhl
und das Bett gefesselt. Dies war für ihn, der trotz seiner schweren Behinderung
immer aktiv gewesen war, ein schlimmer Zustand. Hiervon konnte er sich auch
nicht mehr erholen. Er verstarb am 13. 7. 1980 an den Folgen eines
Herzinfarktes.