Frohnlach - Chronik
in Kurzform
Von Arno Rüger in Jahr 1975
Der Lichtenfelser Forst kam im Jahre 1070 aus
der Hand der Markgräfin Alberada
bei der Gründung des Klosters Banz vom Kloster Fulda an das Hochstift Bamberg.
An den Grenzen
und in den Lichtungen dieses Lichtenfelser Forstes sind vom 11. Jahrhundert ab — meistens durch Rodungsarbeiten — einzelne Ansiedlungen und Dörfer entstanden. Eines
dieser Dörfer ist unser Heimatort Frohnlach.
Frohnlach — oder „vronenloh"
— wie es damals genannt wurde, bedeutet Herrenwald, wozu die Nähe des
ehemaligen Reichswaldes, des Lichtenfelser
Forstes, den Beweis erbringt.
Mit dem Bau des
Klosters Sonnefeld im Jahre 1260 tritt der Name Frohnlach erstmals ins Licht der Geschichte. Es ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß
unser Heimatort noch um etliches älter sein dürfte.
Vielleicht schlummern in manchem Archiv noch
unerforschte oder bis jetzt unbekannte Unterlagen darüber. Wir
wissen nur das eine, daß der
Gründer des Klosters Sonnefeld, Graf Heinrich II von
Sonneberg, das Dorf Frohnlach von „Otnandus de sleten"
(von Kirschletten bei Breitengüßbach) erkauft hatte.
Nach einer
Urkunde des Bischofs von Bamberg kam Heinrich II von
Sonneberg am 7. Januar 1260 in den Dom zu Bamberg und
zeigte durch Niederlegen seiner Kapuze auf den Altar des
heiligen Peter an, daß er die Dörfer Ebersdorf und Frohnlach, die er zum Teil vom
Bischof und der Bamberger Kirche zu Lehen besaß, diesem
übergab. Auf Wunsch Heinrichs übertragen sie die Güter an
die ehrwürdige Frau, die Äbtissin des
Zisterzienserinnenklosters Maidbronn bei
Würzburg. Sie beauftragten die Äbtissin, mit den Nonnen aus ihrem Kloster ein
neues Kloster „Sunnental" zu errichten, das „Superius Eberhartsdorf" genannt wird, und das sie in ihren besonderen Schutz
nehmen. Sie erlauben, daß dieses neue Kloster aus ihren Wäldern — nämlich dem Lichtenfelser Forst — Bau- und Nutzholz beziehe.
In einer
Urkunde des gleichen Datums bestätigt die Äbtissin Jutta von Maidbronn diese Schenkung und den Auftrag, ein neues Kloster zu gründen.
Am 13. Februar
1260 erteilt der Bischof Iringus von Würzburg, als zuständiger Diözesanbischof seine Zustimmung zur Gründung des Klosters auf der „Birkenleite" bei Frohnlach. Er bestätigte dem Kloster die Freiheiten des Zisterzienserordens und verbietet, wie schon der Bischof von Bamberg, Vögte über die Klöstergüter zu setzen.
Am 23.
April 1260 übergab Heinrich von Sonneberg dem neu
gegründeten Kloster als erste Mitgabe das Dorf Frohnlach, und am
29. Juli 1264 übergeben Heinrich und seine Ehefrau Kunigundis ihre Güter dem nun fertiggestellten
Kloster Sonnefeld. Darunter das vom Bischof zu
Bamberg zu Lehen gehende Dorf Frohnlach
sowie drei Mansen in „schnien". Die drei Mansen in
Schnien jedoch ohne den Zehent. Im Jahre 1281 wurden die Einkünfte von Frohnlach dem Kloster zum zweiten Male von Dietrich von
Kulmbach verehrt, und 1285 schenkte Konrad von Wildberg das Dorf Frohnlach mit allen Gütern und Einkünften dem Kloster zum dritten Male.
Bisher waren alle Geschichts- und
Heimatforscher der Auffassung, daß die
Gründung des Klosters Sonnefeld in Ebersdorf oder Frohnlach nur ein Plan gewesen sei, der wegen aller möglichen Bedenken nicht zur Ausführung kam. Walter Lorenz aus Coburg hat uns in seiner Doktorarbeit „Campus Solis" (Geschichte des Klosters Sonnefeld) den Beweis erbracht,
daß das Kloster im Jahre 1264 völlig eingerichtet und mit Nonnen besetzt war. Es stand aber in Ebersdort.
Eine genaue Lage des Klosters ist nicht mehr bekannt. Da aber in den Stiftungsurkunden einmal von Ebersdorf und das andere Mal von Frohnlach die Rede ist, so
ist anzunehmen, daß das
Kloster wahrscheinlich am Altfrohnlachsberg in der
Nähe der Flurgrenze von Ebersdorf und Frohnlach
gestanden haben mag. Die Urkunde des Gründers aus dem Jahre 1264 besagt am Schluß: „Und so wurde
die Kongregation und der Konvent der Nonnen in
Ebersdorf eingeweiht und unter glücklichen Vorzeichen Sonnefeld genannt".
Im Jahre 1287
legte ein gewaltiger Brand das Kloster in Schutt und Asche. Vierzehn Bischöfe
erteilten auf der Reichssynode in Würzburg
dem Kloster Ablässe. Laienbrüder zogen
in den Bistümern von Kirche zu Kirche, verkündeten den Ablaß und sammelten Spenden für den Wiederaufbau. Sehr schnell war das Kloster in der Lage, die
notwendigen Gebäude wieder zu errichten. Der Neubau erfolgte aber nicht mehr am alten Platz, sondern bei dem Dorfe
Hofstädten. Erst jetzt nach
Fertigstellung wurde das Kloster nach Hofstädten verlegt.
Unsere Heimatgemeinde
blieb im Eigentum des Klosters Sonnefeld über die ganze
Zeit des Bestehens. Die Bewohner erhielten vom Kloster
die Grundstücke zur Bewirtschaftung und hatten
dafür den Zehent abzuliefern sowie Frondienste zu
leisten. Der Ort Forke soll in Frohnlach aufgegangen sein. Wahrscheinlich haben die ersten fränkischen Siedler die
Wälder gerodet und sich, zerstreut fast über die heutige
Ausdehnung hinweg, in Einzelgehöften ansässig gemacht.
Hier berührten sich die Grenzen der Einflußgebiete der
Bischöfe von Fulda und von Würzburg. 1508 besaß Frohnlach 25 wehrfähige Männer, die ausgerüstet waren mit 25 Sturmhauben, 12 Goller, 19
Brustpanzern, 3 Paar Armschienen, 28 Spießen, 5 Hellebarden, 2
Büchsen und 25 Messer. Als 1532 das Kloster Sonnefeld als
Folge der Reformation aufgehoben wurde, kam Frohnlach unter die grundherrliche
Oberhoheit des weltlichen Justizamtes Sonnefeld. Frohnlach muß
um 1400 Stadtrechte besessen haben; denn 1467 und in
der Folgezeit wehrten sich die Frohnlacher gegen die Einschränkung der Gewerbegerechtigkeiten.
Schlimme
Zeiten hatte unser Ort im 30jährigen Krieg zu erdulden. Als Straßendorf wurde
es nicht nur durch lange und häufige Einquartierungen heimgesucht und
ausgesaugt, sondern die wilden Soldatenhorden plünderten
nach Belieben, rissen Häuser ein und verbrannten andere. Das
Hin und Her brachte kaiserliches Kriegsvolk, Ungarn,
Kroaten, Lom-bay'sche und Holkens'sche Reiter und übel hausende
Kronacher in den Ort. Im Jahre 1635 war das Land so verarmt, „daß auch hier viele Leute Haus und Hof verlassen mußten, viele wegen Mangel der
notwendigen Nahrung sich mit Erde, Kleie und
Staubmehlbrot, Baumrinde, Leinkuchen, Treber, Hunden,
Katzen, ja sogar mit Aas sättigten. Auch weil daraus
giftige und abscheuliche Krankheiten entstanden, starben viele und mußten vor Hunger verschmachten. Da die Soldaten alle Pferde und Rinder weggeführt hatten, haben sich die Bauern selbst in die Pflüge gespannt, damit sie nur etwas anbauen möchten". Als Napoleon l aus Bayern kommend gegen die Preußen zog, lagerten zwei Heeresteile auf dem Altfrohnlachsberg und bei
der Dürrmühle. Funde an Ausrüstungsgegenständen und
Münzen wurden in der Folgezeit immer wieder gemacht.
Im Volksmund heißt die Quelle bei der Mühle noch heute
das „Napoleonsbrünnlein". Zur Zeit des Freiheitskrieges waren auch zweimal Russen in Frohnlach einquartiert.
1826
fiel das Amt Sonnefeld und damit Frohnlach
an das Herzogtum Sachsen Coburg. An der Nahtstelle zwischen Nord- und
Süddeutschland, an der „Feldschranke" bei Frohnlach
wurde vor Inkrafttreten des Zollvereins am
1. Januar 1834 ein schwunghafter
organisierter Grenzschmuggel getrieben. Bis zu 500 Mann kamen in der
Dunkelheit mit Packen bis zu 60 Pfund über
die Grenze und verschafften sich guten Nebenverdienst. Der Schmuggelumschlagplatz auf der anderen Seite war in Schney. Als das tolle Jahr 1848 von Frankreich aus seine revolutionären Wellen aussandte, fanden sie
auch in Frohnlach Widerhall. Darum mußte für einige Zeit zur Unterdrückung der „demagogischen
Umtriebe" weimarisches Militär ins Dorf gelegt werden. Im
deutsch-französischen Krieg fanden
zwei Frohnlacher den Tod, und aus dem Ersten Weltkrieg sind 51 Opfer an Gefallenen zu
beklagen, und der Zweite Weltkrieg
forderte 54 Männer als Blutzoll. Aller sei in Ehren gedacht! 1895/96 bekam Frohnlach
eine eigene Schule, die 1935 ausgebaut
und 1960 erweitert wurde. 1969 wurde
sie dem Schulverband Ebersdorf eingegliedert.
An ihr unterrichten zur Zeit (1975) drei Lehrkräfte
das 3. Schuljahr des Schulverbandes.
Seit dem 14.
Jahrhundert war in Frohnlach das Büttnerhandwerk zu Hause, überall erhoben sich im Dorfbild die Archen (Stapel
vorbereiteter Zuberdauben). Die Büttner hatten ein gutes Auskommen und konnten sogar den Schwürbitzer Flößern
ihre Waren mitgeben zum Verkauf bis nach Frankfurt am Main. Durch eine Reihe Bau-, Brenn- und Nutzholzrechte konnten sie aus dem Lichtenfelser
Forst vorteilhaft Stämme beziehen.
Das war den Forstjägern und dem Forstamt
immer ein Dorn im Auge, und fortgesetzt wurden diese Rechte beschnitten und eingeengt, so in den Jahren
1384, 1475, 1537, 1601 und 1752. Immerhin gab es in Frohnlach
1793 noch 60 Weißbüttner, deren Zahl
1906 auf 3 zusammengeschrumpft war.
Heute ist das Handwerk ausgestorben.
Mit dem Hinschwinden
der Vergünstigungen im Holzbezug mußten sich die Bewohner nach einer anderen Erwerbsquelle umsehen. Zum Glück hatte im nahen Michelau
das Korbmacherhandwerk Fuß gefaxt. In steigendem
Maß wandten sich die Frohnlacher
diesem Beruf zu. Sie hatten gute Zeiten in den Jahren
vor und nach dem deutsch-französischen Krieg. Ihr
Verdienst war so hoch, daß sie nicht einmal an allen Tagen der Woche zu arbeiten brauchten. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde viel mit geschälter Weide gearbeitet. Handkörbe aller Art und Papierkörbe wurden hergestellt, aber
auch Garnituren in Möbel (Tisch, Bank, Sessel!).
Versuche einiger Frohnlacher Korbmacher nach dem 1. Weltkrieg Geschäfte zu gründen und die Korbwaren in industrieller Fertigung herzustellen schlugen fehl und die Firmen
gingen wieder ein. Nur vereinzelte Handwerksmeister
konnten sich über Wasser halten. Die Korbmacher hatten
bei guten Auftragsjahren ausreichend Verdienst, wurden
aber nicht reich dabei. Es folgten aber auch schwere Zeiten wie 1929—1933, wo
eine große Arbeitslosigkeit und Hunger und Not
bei den Korbmachern ständiger Gast war. Die Jahre 1934
bis 1939 brachten wieder einen Aufschwung, verursacht
durch die Aufrüstung im dritten Reich, der aber durch
den Beginn des 2. Weltkrieges gestoppt wurde und 1945 im
totalen Zusammenbruch endete. Nach 1945 waren die
Artikel der Korbmacher wie Flechtstühle, Hocker, Truhen usw. begehrte Haushaltsgegenstände und somit auch gute Tausch- und Schwarzhandelsobjekte gewesen, wenn sie auch nur aus Ersatzstoffen wie Span, Papierschnur und Pappe hergestellt waren. Bis nach Württemberg und Baden sind die einzelnen Spezialisten mit diesen Artikeln gefahren, um sie in Obst, Schnaps, Kartoffeln, Getreide und alles andere an Eßbarem einzutauschen.
Nach der
Währungsreform 1948, zu Anfang der 50er Jahre, haben
sich die ersten selbständigen Unternehmer durchgesetzt und ihre Waren direkt
an die Kaufhäuser und Großeinkaufskonzerne geliefert.
Dadurch war die Grundlage zur industriellen Fertigung geschaffen und die
Betriebe und Werkstätten wuchsen von Jahr zu Jahr, auch
heute noch. Dazu kam, daß in den
durch den Krieg zerbombten Städten ein
unvorstellbarer Nachholbedarf an diesen Gütern vorhanden war und deshalb der Umsatz ständig stieg.
Unsere ansässigen
Firmen produzieren heute — den Markterfordernissen entsprechend — überwiegend
Polster- und Plastikmöbel in großen modernen
Industriebetrieben, wobei jeder der beiden größten Betriebe ca. 400
Arbeitskräfte beschäftigt (1975).
Dazu gehören
natürlich auch die Zulieferanten der einzelnen Materialien
wie Gestellschreinereien, Tischfabrikation, Handel mit
Polster- und Plastikmaterialien usw. Kinderwagen und
Kleinmöbel werden ebenfalls hergestellt.
Trotzdem ist aber unser alter, jahrzehntelanger Schlager — die Wäschetruhe — noch nicht ganz untergegangen. Sie wird noch in einzelnen Stücken und in verschiedenen Abänderungen mit
Watte, Schaumstoff und Plastikstoffen hergestellt. Der Truhenkasten wird mit
Watte und Schaumstoff gepolstert und mit Plastikstoffen überzogen.
Die Heimarbeit
ist infolgedessen fast ganz ausgestorben. Nur da, wo aus
Raummangel in den Betrieben dies nicht anders möglich
ist, werden auch noch Wäschepuff in Heimarbeit hergestellt. Dabei werden aber sämtliche Materialien von der Firma angeliefert und gestellt, so daß
der Arbeiter nur seinen reinen Stücklohn erhält. Die
ehemals reine Korbmacherei ist bei uns auf dem Aussterbeast.
Nur in einzelnen umliegenden Dörfern wird noch die alte
Feinarbeit weiter hergestellt.
So ist durch
die Entwicklung nach dem Kriege und dem unvorstellbaren
Aufschwung unser Dorf vom armen Korbmacherdorf zur Industriegemeinde
aufgestiegen. Die benötigten Arbeitskräfte der näheren Umgebung
reichen schon lange nicht mehr aus. Die betriebseigenen Omnibusse
holen die Leute vom Frankenwald und bringen sie
abends wieder heim. In einzelnen Industriezweigen
werden ausländische Gastarbeiter beschäftigt, so aus
Jugoslawien, Griechenland, Spanien, Türkei usw., die natürlich auch hier wohnen. Wir sind deshalb nicht nur Industriegemeinde geworden, wir sind
auch international geworden, die aufstrebende
Industriegemeinde Frohnlach.
Wollen wir
hoffen und wünschen, daß dieser Aufschwung auch weiterhin anhält und den Bewohnern Arbeit und auch soziale Sicherheit gibt, damit sich der Segensspruch aus „Mein Frohnlach" erfüllt:
„Mag' dir fortan nur Glück und Frieden in deinem Schicksal sein beschieden".
AR.