Die Dürrmühle bei Frohnlach – entstanden aus dem „Turmhof"
Quelle: Tageblatt vom 03. Januar 1970

Von Helmut Ri s c h e r t

Wer aufmerksam das Blatt 5732 der Topographischen Karte l :25 000 studiert, dem fällt südwestlich von Sonnefeld der Flurname „Dörrhof" ins Auge, eine Flurabteilung aus weitem Ackerland. Wer allerdings die namengebende Hofanlage dazu sucht, wird enttäuscht; nur die Dürrmühle nordwestlich und unterhalb der genannten Feldflur, im Grund des Röderbachs, wird von der Karte verzeichnet. Doch die Mühle wird mundartlich „Dörrhof" oder „Dörrhofsmühle" geheißen, ist also Überrest oder Nachfolgerin des verschwundenen Hofs.

Lorenz nahm in seiner Untersuchung über Geschichte und Besitz der ehemaligen Zister-zienserinnenabtei Sonnefeld an, diese Mühle sei um 1300 vom abgegangenen Schnei (zwischen Frohnlach und Großgarnstadt) an die jetzige Stelle verlegt worden.1) Er begründet das mit der auffälligen Häufung von Flurbezeichnungen auf „dörr" bzw. „dürr" in unmittelbarer Umgebung der Wüstung. Erich Meißner konnte nun in mühsamer Kleinarbeit den Nachweis erbringen, daß auf dem „Dörren Bühl" unweit des wüsten Schnei eine turmhügelige Anlage zu suchen ist, von der diese Flurnamen herzuleiten sind.

Wodurch kam dann aber unsere Dürrmühle zu ihrer Benennung? 1431 heißt sie „Durn-hoff", 1514 „Dürrnhoffe", 1516 „Durrenhof".2) Vor einiger Zeit gelang es, den Dürrnhof unter Lichtenstein (Landkreis Ebern) als einstigen Edelsitz nachzuweisen, der seinen Namen von dem ursprünglich dort vorhandenen Wehrturm erhalten hat.3)

Höfe mit Türmen gab es auch andernorts. Der 1356 urkundlich belegte Hof in Hof a. d. Steinach, aus dem sich das ehemalige schaum-bergische Schloß entwickelte, besaß ein „ber-frit" (Bergfried.4) 1393 macht Siegfried Schrimpf zu Roßfeld seinen, werhaftigin sedilhoff" daselbst, bisher freieigen, dem Markgrafen Bal-thasar zu Meißen lehenbar.5) Die Wehrhaftig-keit bestand in einem „wazsirgrabin" und in dem „bergfrid", das 1487 Albrecht Gertener zu Lehen empfängt, der es von Jörg von Heßberg zu Knetzgau gekauft hatte.6) 1494 verkauft Hans Tuchsenhauser zu Peißenberg an das Gotteshaus Feldkirchen in der Pfarrei Dei-ning den „Tuern" auf dem Sedelhof zu Fraßhausen (alle Landkreis Wolfratshausen in Oberbayern.7) Der bekannte Burgenforscher Kunstmann meint, daß es sich bei diesen Bergfrieden wohl sicher um sogenannte Turmhügel (Motten) gehandelt habe, wie sie in der heutigen Fachsprache bezeichnet werden.8)

Die letzten Zweifel an dem früheren Vorhandensein einer Wehranlage bei der heutigen Dürrmühle beseitigt freilich ein inzwischen untergegangener Flurname. Der Steueranschlag des Amtes Sonnefeld von 1464 überliefert unter Frohnlach mehrfach die Flurtage „vf der Burckleiden", „in der Burgkleiden";9) einmal heißt es: „vff der Burckleiden neben der Mühlröden".10) Das Mühlröthlein läßt sich in der Gemarkung Frohnlach unschwer feststellen: es sind jetzt die Plannummern 586 und 587. Daneben liegt, die Seeleite, längs und südwestlich des Fahrwegs von der Bundesstraße 303 zur Dürrmühle. Die Leite ist 1825 auf einem Plan als „Mühlleite" eingetragen.11) Es besteht sicherlich kein Bedenken, in ihr die gesuchte „Burgleite" zu sehen, die nach dem burglichen Bau des nahegelegenen „Turmhofes" benannt war. Ausgedehnte Teichanlagen und beträchtliche Geländeaufschüttungen verwischten schon längst seine Spuren, so daß der genaue Standort des.Turmhügels unbekannt bleiben muß.

Anmerkungen:

 l) Walter   Lorenz,   Campus   Solls   (Kalimünz 1955), S. 177.

2) Ebd. S. 177 f.

3) Baunach- und hzbnte Nrn. 38 u. 39 vom 15. u. 17. 2. 1969.

4) Oskar  Frhr.  v.   Sdiaumherg,   Regesten   des fränkischfn Geschlechts von Schaumberg T. II (Coburg  1939), Nr.   122.

 5) Staatsarchiv    Coburg,    LA-Urk.   F   VI   2 a. Nr. 12.

6) Ebd. LA F Nr..  1624 fol. 190; vgl. auch fol. •      215 u. LA F Nr. 2691 fol. 5.

7) Hauptstaatsarchiv München Abt. I, Kurbaiern Urk. 18562.

8) Hellmut Kunstmann, Mensch und Burg (Würzburg 1967), S. 61.

9) Staatsarchiv Coburg, GA II 50c fol. 50', 53: u. öfter.

11) Ebd. fol. 54.

12) Staatsarchiv Coburg, StA-PlSlg Nr. 345.