Die Duerrmuehle im Wandel der Jahrhunderte
von
Harald Kutscher
Der Frohnlacher Dürrmühlteich - heute wie damals das größte
Gewässer in der Gemeinde
Die Dürrmühle ist eine Einöde und gehört seit dem Jahr 1852 zur
Gemeinde Frohnlach. Als Frohnlach
im Jahre 1260 erstmals urkundlich erwähnt wurde, stand die Mühle wahrscheinlich noch nicht an ihrem jetzigen
Platz. Über ihren früheren Standort gehen die Meinungen der
Geschichtsschreibung jedoch auseinander. Der Heimatforscher Dr. Walter Lorenz
vermutet sie in seinem Buch „Campus Solis"
(Geschichte des Zisterzienser-Nonnenklosters Sonnefeld) in dem noch älteren Ort
„Schnei" in der „Schneiera" und „Altfrohnlach". Aufgrund von Forschungsergebnissen wurde nämlich der Beweis erbracht,
dass in den „Schneiwiesen" dem
heutigen Altfrohnlach, früher tatsächlich ein Ort
namens „Schnei" gestanden hat.
Die Mühle soll dann nach Gründung des
Klosters Sonnefeld an einen anderen, günstigeren Platz verlegt worden
sein, und zwar an die heutige Stelle. Diese Verlegung müsste
zwischen 1297 und 1317 erfolgt sein, so die Auffassung von
Dr. Lorenz, weil die Mühle in „Schnei" noch 1297 als Besitz des Klosters Banz bezeichnet wurde und im „Henneberger
Urbar" (Verzeichnis der Grundstücke einer Grundherrschaft) von 1317 als
die neue Mühle geführt wird, dem Kloster Sonnefeld gehörend.
Der Wirklichkeit näher kommen wahrscheinlich
die Forschungsergebnisse von Oberlehrer Meißner und Helmut Rischert
über „Turmhügel im Coburger Land" und besondes über die
„Dürrmühle bei Frohnlach".
Nach deren Feststellungen hat die Dürrmühle
mit der Mühle in dem alten „Schnei" nichts zu tun. Beide
Forscher kommen jedoch auch zu dem Schluss, dass die Dürrmühle, die Mühle
des Klosters Sonnefeld, früher an einem anderen Ort gestanden hat.
Sie ist wahrscheinlich nach Wiederaufbau des
Klosters Sonnefeld an einen günstigeren Standort verlegt
worden, aber nicht weit vom früheren Standort entfernt,
den beide nördlich davon auf der Flur-Nr. 430
vermuten. Sie wurde damit aus dem Sumpfgebiet des alten Wehres
heraus und an eine günstigere Stelle verlegt, und zwar nur einige
hundert Meter südlicher an den Hang - ihrem heutigen Standort.
Woher
kommt nun der Name „Dürrmühle"?
Erwiesen ist, wie auch der
ehemalige Frohnlacher Gemeindeangestellte Arno Rüger in der von ihm verfassten Dorfchronik aus dem Jahr
1964 schreibt, daß der Name mit „dürr" oder
„Dürre" nicht das geringste zu tun hat, sondern von dem „ehemals
befestigten Haus, dem Turm, Turmhaus oder Turmhof' abgeleitet wird. Daraus
entstand in Abwandlung: „Durrnhof, Dürnhofsmühle" und schließlich „Dürrmühle".
Die
Mühle war Eigentum des Klosters. Dies wird noch im Urbar von 1514 festgestellt.
Sie hatte einen angestellten Müller, der für das Kloster und die umliegenden
Dörfer mahlte. Er erhielt dafür jährlich 4 Gulden, 10 Simmern Korn, 2 Simmern
Weizen und 1/2 Simmern Erbsen.
Aus
einer Urbar-Abschrift von 1530/31 geht hervor, dass die „Mühle zum Dürrn-hof' seit 1525 (Auflösung des Klosters) im
Privateigentum des Müllers ist, wogegen der Mühlteich Eigentum des fürstlichen
Hofes bleibt. Kein Wunder, denn er wurde zur Fischzucht benötigt.
Der
Müller zahlt für die Mühle Zinsen von jährlich 8 Hellern, 4 Käse, 60 Eier, l Fastnachtshuhn
und hat 3 Tage Fronarbeit mit dem Beil zu leisten. Im Jahre 1623 ist Heinrich Roschlau Müller zum Dürrnhof. Im
Jahre 1716 schließlich geht auch der Teich zum Preis von 600 Gulden in das
Privateigentum des seinerzeitigen Müllers Reißenweber
über. Dieser zahlt für den nun erworbenen Teich jährlich 10 Gulden Erbzins.
Ein
weiterer Besitzwechsel auf der Mühle erfolgt 1727. Der Müller Reißenweber verkauft Mühle und Anwesen zum Preis von 2040
Gulden an Andreas Staude aus Coburg. Dieser verpachtet wiederum an den
Müllergesellen Johann Nikolaus von Berg, Sohn des Müllers von Niederfüllbach,
welcher Ostern 1758 die einzige Tochter des Landwirts und Bürgermeisters von
Roth a. Forst, Barbara Kolb, heiratet. Im Jahr 1763 kaufen die jungen Eheleute
die Mühle für den Preis von 2500 Gulden. Der Ehemann stirbt jedoch kurze Zeit
später. Seine Witwe heiratet im Jahr 1767 Johann Knauer aus Frohnlach.
Dieser Johann Knauer ist somit der Stammvater des Geschlechts, welches fast
zwei Jahrhunderte die Besitzer auf der Dürrmühle stellte.
Nach
seiner Eheschließung beantragt der Müller Knauer beim herzoglichen Amte die
Erteilung der Konzession für eine Schneidemühle (eine solche soll allerdings
sein Vorgänger schon betrieben haben). Mit Dekret des Herzogs Ernst Friedrich
Karl zu Sachsen wurde diese Konzession auch verliehen. Ende des 19.
Jahrhunderts ist die Schneidemühle eingegangen, es wurde nur noch die Mahlmühle
aufrechterhalten. Diese Mahlmühle wurde dann anfangs der 30er Jahre des 20.
Jahrhunderts modernisiert und ausgebaut. Im Jahre 1968 wurde sie ebenfalls
stillgelegt. Sie war unrentabel und unwirtschaftlich geworden in der neuen
Zeit, da Mähdrescher und Großbetriebe für eine kostengünstigere Verarbeitung
sorgten.
Anfangs
dieses Jahrhunderts ist die männliche Linie des Geschlechts der Knauer
ausgestorben. Im Jahre 1924 heiratet Frieda Knauer den Müller und Landwirt
Berthold Schmidt aus Trübenbach. Werner Schmidt, männlicher Erbe aus dieser
Ehe, kehrte jedoch aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr heim, er gilt seitdem als in
Rußland vermißt.
So
kam es, dass schon in der nächsten Generation wieder ein Schwiegersohn die Leitung
der Mühle übernahm. Inge Schmidt heiratete Erich Bleitner
aus Stöppach, beide sind die heutigen Eigentümer der
Dürrmühle, einem Besitz von 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Aus
ihrer Ehe gingen die Söhne Ulrich, Joachim und Dieter hervor. Ob einer dieser
Nachfahren den Betrieb weiterführt, vermag heute noch nicht gesagt zu werden.
Zu wünschen wäre es der sympathischen Familie Bleitner
allemal, da sie in all den Jahren mit viel persönlichem Einsatz ihren schönen
Besitz bewirtschaftet hat.
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Die Dürrmühle um die Jahhundertwende
Mit freundlicher
Genehmigung der Arbeitsgruppe ‚Spurensuche’ – aus den Dorfgeschichten Band 3
von 1989